Standpunkt von Bernhard Meyer, 15.09.2024

Auf welcher Seite des Grabens?

Im Wohnzimmer steht ein riesiger Elefant. Die Party-Gäste passen alle auf, dass sie ihm nicht zu nahe kommen und tanzen um ihn herum und tun so, als ob sie ihm nicht sähen, als ob es ihn nicht gäbe. Der Elefant gehört dem Zirkus Corona.

Die Wahlen in Thüringen, Sachsen und demnächst in Brandenburg verursachen Rätselraten und zahlreiche Artikel, die sich mit der Frage beschäftigen, woher es kommt, dass die AfD so viele Stimmen bekommt, was den „Rechtsruck" verursacht haben könnte. Verschiedene Gründe werden aufgeführt, von den Ossis, die eben noch keine in der Wolle gefärbten Demokraten seien, über die Folgen des ungerechten Prozesses der Wiedervereinigung, über die Folgen der überbordenden Migration bis zum Krieg in der Ukraine. Was die meisten Artikel gemeinsam haben, ist die sorgfältige Vermeidung des einen Themas: CORONA !!!

Der Mainstream rollt die Augen nach oben, wenn einer wieder davon anfängt. Aber für mindestens 25 % der Bevölkerung ist dies ein enorm wichtiges Thema von dem sie traumatisiert sind und das sie deshalb nicht loslässt. In letzter Zeit sind einige Texte veröffentlicht worden, in denen die Corona-Jahre als „Kipppunkt“ bezeichnet wird, der die Augen für den miesen Charakter unseres Systems geöffnet habe. Wer von den etablierten Parteien hat damals im Bundestag für diese Menschen Vernünftiges gesagt? Wer ist trotz Anfeindung standhaft bei der Kritik an der Corona-Politik geblieben? Ob „gesichert rechts-radikal“ oder nicht ist denen egal, die haben nur die AfD, an die sie sich wenden können. Selbst das BSW, das jetzt halblaut Aufarbeitung verlangt, war in der Frage ziemlich still, als es darauf ankam, den Mund aufzumachen. (Und ob das BSW nach der Wahl die Aufarbeitung nochmal erwähnt, ist fraglich geworden nach dem Bekenntnis zur „Brandmauer“ gegen die AfD, obwohl sie vor der Wahl ankündigten, mit jedem reden zu wollen).

Ich jedenfalls habe mich von meinen Linken verraten gefühlt. Im Bundestag sind sie still geblieben und ihre Antifa-Jugend hat mich als „Nazi“ und „Wir impfen euch alle!“ angebrüllt. Ich kann das nicht vergessen. Und viele Menschen, die zur „Impfung“ gezwungen wurden, die unter den Impffolgen leiden, die ihren Arbeitsplatz verloren, die „entfreundet“ wurden, die unter der Impf-Apartheid und Aufhebung der Grundrechte litten, für all diese Leute sind diese vier Corona-Jahre unauslöschlich im Gedächtnis eingebrannt. 

Wenn man Gründe für den „Rechtsruck in der Gesellschaft“ sucht, sollte man auch mal darüber nachdenken. — Auch über die interessante Frage, auf welcher Seite des Grabens dieser Rechtsruck stattgefunden hat.

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Anmerkung bm :
Der Anlass heute in die Tasten zu hauen, war die „Empfehlung der Woche“ in den NDS:
Die Gründe für den Wahlerfolg der extremen Rechten in Deutschland 
Die Empfehlung wurde mit dieser Anmerkung versehen: 
„Anmerkung unseres Lesers G. G.: Eine wirklich lesenswerte umfassende Analyse der aktuellen deutschen Politik- und Parteienlandschaft einer internationalen Journalistin“, der aber trotz seiner Länge mit keinem Wort auf die Corona-Jahre einging.