Leserbrief an den Reutlinger Generalanzeiger vom 28.01.2023
Hannefriedel Meyer-Faude
Viele hungern
Ein Krieg wird seit Monaten ständig als völkerrechtswidrig kritisiert, von völkerrechtswidrigen Sanktionen liest man hingegen selten. So auch über die gegen Syrien. Ich wünsche mir, dass auch das Leid der syrischen Bevölkerung in Medien, Kirchen und Gewerkschaften thematisiert wird. Die völkerrechtswidrigen Sanktionen, an denen sich auch Deutschland beteiligt, müssen aufhören.
»US-Truppen halten die wichtigsten Ölvorkommen im Osten Syriens besetzt und verhindern so, dass die syrischen Kraftwerke Landwirtschaft, Industrie und die Bevölkerung ausreichend mit Strom versorgen können. Die EU hat den Verkauf von Öl und von Ausrüstung zur Förderung und Verarbeitung von Öl und Gas an Syrien verboten. Verboten hat sie auch den Verkauf von Ausrüstung für Kraftwerke zur Stromgewinnung. Firmen aus Drittstaaten halten die USA mit der Androhung von Strafmaßnahmen (Caesar Act) davon ab, Öl oder Gas nach Syrien zu liefern«, berichtet »Freundschaft mit Valjevo e.V.«.
Die syrischen Menschen haben täglich nur zwei bis vier Stunden Strom und daher auch nur ein bis zwei Stunden fließendes Wasser. Nur 20 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen können bewässert werden, die Weizenproduktion hat sich halbiert. 90 Prozent der Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze, viele hungern. Die weitreichenden Sanktionen verhindern auch den Wiederaufbau von Gesundheits- und Bildungswesen. Auch Schulen und Wohnungen können nicht gebaut werden, so der Verein, der das italienische Krankenhaus in Damaskus durch Spenden unterstützt. Schluss mit allen völkerrechtswidrigen Sanktionen! Doch leider mahnt der Westen das Völkerrecht nur an, wenn es ihm passt.