Lesefrüchte

Januar 2024

 

Hier sammeln wir Artikel, die auch über den Tag hinaus interessant sind und zitieren Auszüge. Um die Übersichtlichkeit zu erhalten, verschieben wir ältere Empfehlungen ins „Archiv“.

 


Lesefrüchte im vergangenen Monat   
Gert Ewen Ungar: Komisches Deutschland: Rechte Demonstrationen "gegen rechts"

Bert Ehgartner: Fördern Impfungen Allergien?
Andrea Drescher: Ein Plädoyer an den deutschen Bundeskanzler ...
Anti-Spiegel:
Warum Putin in Russland so beliebt ist

Norbert Häring:
Der MDR und die Sorgfaltspflicht

Tom J. Wellbrock: Über Masha Gessen, Ghettos, Äpfel und Birnen
 


 

Gert Ewen Ungar: Komisches Deutschland: Rechte Demonstrationen "gegen rechts"

In Deutschland geht man auf die Straße – "gegen rechts" heißt die Losung. Vom Ausland her betrachtet wirkt das bizarr, denn die deutsche Außenpolitik selbst ist längst ganz weit rechts angekommen. Auch innenpolitisch ist das Eintreten vornehmlich für die Interessen der Regierung einem mangelnden Demokratieverständnis geschuldet.

Wenn man wissen möchte, wes Geistes Kind die Bundesregierung und die deutsche Gesellschaft als Ganzes sind, empfiehlt sich ein Blick darauf, wie Deutschland aus dem Ausland wahrgenommen wird. Dieser Blick von außen lässt sich aktuell recht knackig zusammenfassen. Deutschland unterstützt den Völkermord Israels an den Palästinensern und strebt durch Waffenlieferungen an die Ukraine einen Sieg über Russland an. Dabei nimmt Deutschland den Tod einer ganzen Generation ukrainischer Männer billigend in Kauf.

Ernstzunehmende Vorschläge für eine friedliche Lösung beider Konflikte gibt es aus Deutschland nicht. Deutschland ist ein rechter, reaktionärer Staat, der in Gewalt ein Mittel zur Lösung von Konflikten sieht und Diplomatie und Verhandlungen ablehnt. Deutschland ist daher international weitgehend isoliert.

Tja, so sieht es aus. Damit könnte der Text eigentlich auch enden, wäre da nicht die Selbstwahrnehmung vieler Deutscher.

In Deutschland sehen das nämlich trotz der unleugbaren Tatsachen viele anders. Man wähnt sich auf der Seite der Guten und behauptet, aus der eigenen Geschichte gelernt zu haben. Das ist moralische Hybris in ihrer reinen Form. Der Irrtum, dem ein großer Teil der deutschen Gesellschaft dabei unterliegt, wird in diesen Tagen auf besonders skurrile Weise deutlich.

Die Bundesregierung bläst gemeinsam mit den Medien des deutschen Mainstream zum "Kampf gegen rechts". Es handelt sich dabei um eine konzertierte Kampagne vor allem gegen die AfD und deren potenzielle Wähler. Eine große Zahl Deutscher folgt dem Aufruf dieser Regierung und fühlt sich dabei sogar auf den Pfaden von Sophie Scholl wandelnd mit dem Ruf "Wehret den Anfängen". Man bekenne sich zur Demokratie, fordert zugleich Zensur und Parteienverbot zu deren Schutz. Den sich darin offenbarenden Widerspruch bemerkt der gleichgeschaltete Deutsche nicht mehr. Meinungsfreiheit ist für ihn und seine Regierung dann verwirklicht, wenn alle öffentlich die gleiche Meinung äußern. 

Nun gibt es zwischen all den Teilnehmern der aktuellen Demonstrationen gegen rechts einerseits und der legendären Sophie Scholl andererseits vor allem einen großen Unterschied: Sophie Scholl hat gegen die Interessen der damaligen Regierung protestiert – unter Inkaufnahme größter Gefahr für ihr eigenes Leben. Die Teilnehmer der heutigen Massenveranstaltungen demonstrieren im Interesse der Bundesregierung und zwar ohne jedes Risiko für sich und ihre Karriere, geschweige denn für ihr Leben. Sie sind die neuen Mitläufer. Jeder bekennende AfD-Wähler, jeder Kritiker der staatlichen Corona-Maßnahmen, jeder öffentlich erkennbare Leser von RT DE setzt sich einem größeren Risiko für das eigene Wohlergehen aus.  (...)

 


 

Bert Ehgartner: Fördern Impfungen Allergien?

Auf aktuellen internationalen Konferenzen zu Allergien und Autoimmunerkrankungen wird immer häufiger das Impfen als möglicher Auslöser diskutiert. Einige groß angelegte Studien scheinen einen Zusammenhang zu bestätigen. Doch das Thema ist hoch politisiert und der wissenschaftliche Umgang mit den Daten oft fragwürdig. Multipolar veröffentlicht dazu einen weiteren Auszug aus dem Buch „Was Sie schon immer über das Impfen wissen wollten“ von Bert Ehgartner.
(...)

Wie man die eigenen Resultate kippt
Im Juni 2004 veröffentlichte ein britisches Wissenschaftlerteam unter der Leitung von Tricia McKeever von der Universität Nottingham eine Arbeit zum Zusammenhang von Impfungen und Asthma sowie allergischen Hautausschlägen. Der Studie sieht man auf den ersten Blick überhaupt nicht an, welche krassen Resultate hier gefunden wurden. Denn sowohl die Fachjournalisten als auch die Forscherkollegen beschränken sich bei der Lektüre neuer Studien nämlich meist auf einen „Abstract“, in dem die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst sind. Und da ist von einem erfreulichen Resultat die Rede. „Unsere Daten zeigen, dass die derzeit empfohlenen Routineimpfungen kein Risikofaktor für Asthma oder Ekzeme sind.“ Wer sich – so wie ich – die Mühe macht, den Volltext der Studie zu lesen, kann sich über diese Aussage dann allerdings nur noch wundern. 

Es geht in der britischen Arbeit um eine Studiengruppe von knapp 30.000 Kindern, die im Zeitraum von 1988 bis 1999 zu einer der größten epidemiologischen Datensammlungen von Babys und Kleinkindern angewachsen ist. Das Besondere an dieser Studie ist nun, dass nicht 17-fach geimpfte mit 13-fach geimpften Kindern verglichen wurden, sondern geimpfte mit ungeimpften. In der Medizinliteratur finden sich nur selten solche Arbeiten, weil normalerweise viel zu wenige Kinder unter den Studienteilnehmern gar nicht geimpft sind, um daraus statistisch gültige Aussagen zu beziehen. Auch hier waren nur 3,1 Prozent der Kinder nicht gegen Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten und Polio geimpft. Doch bei dieser großen Studiengruppe waren das immer noch fast 1.000 Kinder. Und diese unterschieden sich enorm von den anderen. Bei den geimpften Kindern wurden 3.805 Fälle von Asthma registriert, bei den ungeimpften nur 9 Fälle. Klar waren wesentlich mehr Kinder geimpft als ungeimpft. Aber wenn man das auf den Einzelfall umrechnet, so ergibt sich für die geimpften Kinder ein um das 14-fach höhere Asthmarisiko. Das Risiko für Neurodermitis beziehungsweise Ekzeme stieg um das 9-Fache. 

Die Wissenschaftler waren entsprechend erschrocken. Sie überprüften in der Folge ihre eigenen Daten auf alle möglichen Störfaktoren oder Fehler. Und wurden schließlich fündig. Die Gruppe der Geimpften unterschied sich von der Gruppe der Ungeimpften nämlich durch die Anzahl der Arztbesuche: Die Ungeimpften hatten deutlich weniger Arztbesuche. Und nun kommts: Die Autoren schreiben, dass sich damit der Effekt erklären lässt. Denn wer nicht zum Arzt geht, dem kann auch keine Asthma- oder Neurodermitisdiagnose gestellt werden. Deshalb seien die Ergebnisse verfälscht. „Erfassungs-Bias“ heißt das in der Fachsprache. Das Wissenschaftlerteam der Universität Nottingham erklärte damit kurzerhand seine eigenen Daten für ungültig. Die simple Möglichkeit, dass geimpfte Kinder schon allein deshalb auf mehr Arztbesuche kommen, weil sie ja dort geimpft werden, wurde im Diskussionsteil der Arbeit nicht einmal eines Halbsatzes gewürdigt. Ebenso wenig wie die Tatsache, dass Kinder mit chronischen Krankheiten eben öfter zum Arzt gehen als gesunde. 

Die Disqualifikation der eigenen Daten erklärt aber noch immer nicht, auf welcher Basis die von McKeever in ihrem Abstract vorangestellte Aussage beruht, dass es keinen Zusammenhang zwischen den Routineimpfungen und Allergien gäbe. Und siehe da: Es gibt diese Basis auch gar nicht. Die britischen Wissenschaftler beziehen sich nämlich im Abstract ihrer Studie nicht auf die eigenen Studienresultate, sondern auf fremde Arbeiten zu dieser Thematik, welche bessere – nämlich die öffentlich gewünschten – Resultate lieferten: dass nämlich Impfungen nichts mit Allergien zu tun haben. 

Der akademische Abstract-Vertauschungstrick wurde offenbar unter Zeitdruck vorgenommen, denn McKeefer und ihre Mitarbeiter hatten die Arbeiten – die sie hier zitierten – wohl nicht sehr sorgfältig gelesen. Die von ihnen als Kronzeugen angeführten US-Epidemiologen Eric Hurwitz und Hal Morgenstern waren nicht erfreut. Die Amerikaner lasen auch nicht bloß den Abstract, sondern die ganze Studie und veröffentlichten einen Antwortbrief im selben Fachjournal, der in seiner Deutlichkeit wenig offenlässt. Hurwitz und Morgenstern geben zunächst zu bedenken, dass die Häufigkeit der Arztbesuche im ersten Lebensjahr wohl auch mit den Impfterminen in Zusammenhang steht und sich deshalb schlecht als Erklärung für einen schweren systematischen Fehler eignen. Schließlich wehren sie sich gegen die Darstellung, dass sie in ihrer eigenen Arbeit keinen Zusammenhang zwischen Impfungen und Allergien gefunden hätten, so wie McKeever berichtet hatte. „Tatsächlich haben wir nämlich in unserer Studie geschrieben, dass Impfungen das Risiko allergischer Symptome um 69 Prozent erhöhen.“ 

Hurwitz und Morgenstern schließen ihre Kritik mit folgender Feststellung: „Die Frage, ob Impfungen Allergien verursachen können, ist schwierig zu beantworten. Vor allem auch deshalb, weil es ethisch nicht zu verantworten wäre, eine Langzeitstudie mit einer nach dem Zufallsprinzip ausgesuchten Kontrollgruppe zu machen, die nicht geimpft wird. Die derzeitige Beweislage lässt es jedenfalls offen, ob Impfungen das Allergierisiko erhöhen oder ob sie es nicht erhöhen. Diese Situation anders darzustellen ist irreführend.“

Bleibt also die abschließende Frage, ob die Eltern ungeimpfter Kinder diese tatsächlich nicht zum Arzt bringen würden, wenn diese an Asthma erkranken. Um bloße Karteileichen im Datensatz kann es sich dabei jedenfalls nicht handeln, weil in McKeevers Studie überhaupt nur jene Kinder aufgenommen worden sind, die während des ersten Lebensjahres zumindest einmal beim Arzt erschienen waren. Auf meine Frage, ob es möglich wäre, dass asthmakranke Kinder „verloren gehen“ können, antwortete mir Tricia McKeever, dass sie das nicht glaube, „weil Asthma speziell bei kleinen Kindern eine ernste Diagnose darstellt und deshalb auch bei einem Wechsel des Arztes wohl in der Krankenakte eingetragen würde“. Und sogar wenn die Eltern zu einem Heilpraktiker oder Homöopathen wechseln, so McKeever weiter, behalten sie in Großbritannien doch meist ihren normalen Hausarzt, „weil die Eltern sonst alle Medikamente selbst zahlen müssten“. Umso seltsamer erscheint nach diesen Auskünften ihr Verdacht, dass das Ergebnis ihrer Studie durch fehlende Diagnosen zu erklären sei. 

Zusammengefasst zeigen diese Beispiele jedenfalls ein bedenkliches Muster beim wissenschaftlichen Umgang mit einem Problem, das wohl nicht nur die Eltern allergiekranker Kinder brennend interessiert. Und es ist eine Schande, dass derartige Kapriolen in der sich so objektiv gebenden modernen Wissenschaft geduldet werden. Denn auch wenn McKeever mit ihrer Befürchtung recht hätte, dass ihre Daten fehlerhaft sind, wäre es wohl das Mindeste gewesen, hier die Notwendigkeit von Nachfolgestudien zu erwähnen, bis diese Frage nach dem Zusammenhang von Impfungen und Allergien mit Daten, die über jeden Zweifel erhaben sind, restlos aufgeklärt ist. Besonders dann, wenn sich in den Resultaten so eindeutige und starke Belege für einen negativen Einfluss von Impfungen ergeben wie hier. Ein um das 14-fache höheres Asthmarisiko ist ja kein Pappenstiel. 

Doch von einer weiteren Untersuchung der Thematik ist keine Rede. Und somit zeigt sich erneut, dass Impfungen scheinbar eine Art „heilige Kuh“ der Wissenschaft darstellen, die sich oftmals außerhalb des Rahmens von Logik und Vernunft bewegen und deshalb die ansonsten so gepriesenen strengen Kriterien der evidenzbasierten Medizin bedenkenlos ignoriert werden dürfen. (...)

 


 

Andrea Drescher: Ein Plädoyer an den deutschen Bundeskanzler zu den Bauernprotesten

Das folgende Plädoyer von Alexander Ehrlich an den deutschen Bundeskanzler fasst in seinen Fragen viele der Fehlleistungen der deutschen Regierung aus den vergangenen Jahren detailgenau zusammen und resümiert in der einzigen logischen Konsequenz: Die Ampel muss weg!

Herr Bundeskanzler, in Ihrer Rede kurz vor den größten Protesten gegen eine deutsche Regierung seit Jahrzehnten haben Sie sich an Deutschland gewandt. In Ihrer Rede sagen Sie unter anderem: “Politische Gegner sind keine ‘Vollpfosten‘” und “Aufrufe zur Gewalt und persönliche Bedrohungen haben in unserer Demokratie nichts verloren”. Warum sagen Sie das erst jetzt? Jetzt, wo die Mehrheit der Deutschen gegen die #Ampelregierung ist? Und ein großer Teil dieser Menschen auf die Straße geht (völlig egal ob Bauer nicht)?

Wo waren Sie, als die Polizei in Berlin am 18.11.2020 unter dem Vorwand des „Gesundheitsschutzes“ bei eisigen Temperaturen Wasserwerfer und Schlagstöcke gegen 50.000 friedlich demonstrierende Menschen am Brandenburger Tor einsetzte? Weil angeblich der Sprühregen der Wasserwerfer Aerosole zu Boden drücken könne? Als Twitter überquoll vor Forderungen, „die Vollpfosten wegzukärchern“ oder Schlimmeres? Und als das Altmedien-Kartell genau dieselben Menschen, die Ghandi-Bilder, Friedensflaggen, die Flagge der Rechtsstaatlichkeit und die deutsche Nationalflagge mitgebracht hatten, in Bausch und Bogen als „rechtsextrem“ oder „Nazis“ beschimpfte? Warum haben Sie auf dieser Versammlung nicht gesprochen, obwohl ich Sie als Versammlungsleiter dazu eingeladen hatte?

Wo waren Sie, als Polizisten im ganzen Land Gottesdienste unterbrachen, Ärzte und Anwälte verhafteten, Omas niederschlugen, sich auf den Bauch von hochschwangeren Frauen knieten und Männer vom Fahrrad holten, die alleine auf weiter Flur das Grundgesetz vorlasen? Als Nils Melzer, der UN-Sonderberichterstatter für Folter, von einem Systemversagen bei der Polizeigewalt in Deutschland sprach? Als er daraufhin von Teilen des Altmedien-Kartells einfach als „Troublemaker“ abgestempelt wurde?

Wo waren Sie, als die 85jährige jüdische Komponistin, Holocaust-Überlebende und Ukrainerin Inna Zhvanetskaya gegen ihren Willen einer medizinischen Zwangsmaßnahme unterzogen werden sollte und nur durch das beherzte Einschreiten von Kritikerinnen und Kritikern Ihrer Politik davor bewahrt werden konnte? Wo waren Sie, als die jüdische Holocaust-Überlebende Vera Sharav von bayrischen Staatsanwälten zur Aufenthaltsermittlung ausgeschrieben wurde, bloß weil sie Kritik an Ihrer Politik übte?

Wo waren Sie, als zigtausende Menschen, die den Hochwasseropfern im Ahrtal uneigennützig und aus Nächstenliebe helfen und spenden wollten, während die Politik versagte, öffentlichkeitswirksam und fälschlicherweise mit Vorwürfen der Geschäftemacherei und der Untreue überzogen wurden?

(...)
Wo waren Sie, als Annalena Baerbock in einem Nebensatz Russland den Krieg erklärte? Wo bleibt Ihre ausführlich Rede an Deutschland über die Sprengung von North Stream 2? Wo waren Sie, als Olaf Sundermeyer und Kollegen in der Tagesschau den „Aufstand für den Frieden“ von Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht genauso wie die überall in Deutschland stattfindenden Friedensmärsche und Montagsspaziergänge in die rechtsextreme Ecke zu rücken versuchten, während andere Teile des Altmedien-Kartells jeden, der sich für Friedensverhandlungen in der Ukraine einsetzte, als Putinversteher brandmarkten?

(...)
Und wo sind Sie jetzt, wenn gegen unsere Bauern, die ihre Anliegen berechtigt vortragen, respektlose Kampfbegriffe wie „Terrorbauern“, „Mistgabelmob“ oder „Kartoffelmob“ im Umlauf sind? Wenn auch die als „Querbauern“, „Reichsbauern“ oder gar „Nazibauern“ diffamiert werden? Wo bleibt Ihre Stellungnahme zum Angriff auf einen demonstrierenden Bauern, der offenbar mit Absicht zwei Mal überfahren wurde? 

(...)
Ich weiß, Sie können sich an vieles nicht erinnern. Können Sie sich an all das nicht erinnern?
Herr Bundeskanzler, die Unternehmerproteste sind nicht gefährlich für die Demokratie, den Rechtsstaat oder die freiheitlich-demokratische Grundordnung. Sie sind das.

Herr Bundeskanzler, das Versammlungsrecht ist ein Frühwarnzeichen in einer Demokratie. Wenn Parteien Wahlversprechen brechen, Politikerinnen und Politiker gegen den Willen des Volkes handeln, dann ist es für Bürgerinnen und Bürger die einzige Möglichkeit, sich Gehör zu verschaffen und Kritik zu üben. Die Anstrengungen Ihrer Ampelregierung, alle Kritik zum Schweigen zu bringen, sind eine Gefahr für die Demokratie. Sie und Ihresgleichen sind gefährlich für die demokratische Grundordnung!

Entweder, Herr Bundeskanzler, ist Ihnen das alles bewusst und Sie nehmen es in Kauf, um Ihre Macht und Ihre Pfründe zu erhalten und an Ihrem Sessel zu kleben. Oder aber, Sie haben das alles nicht im Blick und eignen sich nicht für Ihren Job. Oder aber, es interessiert Sie das alles nicht.

In jedem dieser Fälle komme ich zu demselben Schluss: es ist Zeit. Es ist Zeit für Versöhnung statt Verhöhnung. Machen Sie den Weg frei für jemanden, der Deutschland versöhnt und voranbringt. Machen Sie den Weg frei für Neuwahlen. Ich schließe mich der Forderung der Unternehmerproteste auf den Straßen Deutschlands an: Wir haben die Schnauze voll. Die Ampel muss weg!

 


 

Anti-Spiegel: Warum Putin in Russland so beliebt ist

Bei einem Gespräch mit einem deutschen Freund ist mir aufgefallen, dass ich einiges von dem, was den russischen Präsidenten bei den Russen so beliebt macht, nie berichtet habe. Da in drei Monaten Präsidentschaftswahlen in Russland sind, will ich das nun nachholen. (...)

Im Gegensatz zu westlichen Politikern, die den Wünschen der Konzerne folgen, setzt Putin sich tatsächlich für den Wohlstand der Menschen in Russland ein. Das mag pathetisch klingen, ist aber so, wie ich an einigen Beispielen aufzeigen will. Dieses Video ist schon von 2012 und viele dürften es kennen, aber es zeigt, was ich meine.

Der Mann, den Putin in dem Video zusammenfaltet, ist Oleg Deripaska, ein sogenannter russischer Oligarch. Wäre es denkbar, dass ein westlicher Regierungschef sich einem westlichen Oligarchen gegenüber so verhält? Würde ein deutscher Kanzler die Eigentümer von BMW oder anderen noch mehr oder weniger in Familienbesitz befindlichen deutschen Firmen so abkanzeln, wenn die ihre Profitinteressen über das Interesse der Menschen in Deutschland stellen?
Es gibt viele Beispiele für solche Vorfälle mit Putin, bei denen er sich für den Wohlstand der Menschen eingesetzt hat, wobei die meisten weitaus banaler sind. (...)

Als im Zuge der Corona-Maßnahmen die Lebensmittelpreise weltweit gestiegen sind, sind sie auch in Russland gestiegen, weil die russischen Agrarfirmen natürlich mit dem Export zu den gestiegenen Weltmarktpreisen Geld verdienen wollten. Daraufhin hat Putin die Regierung angewiesen, das zu beenden und für niedrige Preise in Russland zu sorgen. Die Regierung hat daraufhin die Exportzölle für betroffene Lebensmittel erhöht, damit es für die russischen Produzenten nicht mehr so lohnenswert war, den Weltmarkt zu beliefern, und sie wieder die Nachfrage im eigenen Land befriedigt haben.

Wäre so etwas in Deutschland denkbar? (...)

Derartige Beispiele gibt es viele. Sie zeigen den fundamentalen Unterschied zwischen Ländern wie Russland oder auch China zum Westen. Im Westen haben die Konzerne die Macht und sagen den Regierungen, was diese zu tun haben, damit die Gewinne weiter fließen. Die Börsenkurse sind ein fester Bestandteil deutscher Nachrichtensendungen, um den Menschen zu suggerieren, wie wichtig die angeblich sind, in Russland sind sie fast nie ein Thema in den Nachrichten.

Putin erwartet von den Firmen, die in Russland von Standortvorteilen wie billigen Rohstoffen, Steuererleichterungen oder Subventionen profitieren, dass sie gefälligst zuallererst für das Wohlergehen der Menschen in Russland sorgen, und erst danach ans Geldverdienen auf den Weltmärkten denken. Diese Methoden werden im Westen, wo „die Wirtschaft“, also Oligarchen, das Sagen hat, natürlich als „diktatorisch“ bezeichnet.

Wo kämen wir auch hin, wenn eine deutsche Regierung den Mineralölkonzernen verbieten würde, jedes Jahr pünktlich zur Urlaubszeit die Benzinpreise zu erhöhen? Oder wenn jemand BionTech und Pfizer den Marsch blasen würde, weil sie ihre sogenannten Covid-Impfstoffe zu vollkommen überhöhten Preisen an die EU verkaufen? Daran etwas zu ändern, das geht nicht, das wäre diktatorisch.

Das politische System in Russland ist, wie formell auch in den USA, nun einmal so aufgebaut, dass der Präsident der Regierung Anweisungen gibt, die die Regierung dann umzusetzen hat. Und Putin macht davon natürlich Gebrauch und setzt die Bedürfnisse der Menschen über die Profitinteressen der Wirtschaft. Das ist einer der Gründe für seine in Russland ungebrochene Popularität und den gestiegenen Wohlstand. (...)

 


 

Norbert Häring: Der MDR und die Sorgfaltspflicht

Der ARD-Sender MDR brach aus dem öffentlich-rechtlichen Schweigekartell aus und zeigte eine Sendung über DNA-Verunreinigung von Impfstoffen. Wenig später wurde die Sendung „vorläufig“ aus der Mediathek gelöscht, weil man nicht genug Informationen gehabt habe, wie das untersucht worden sei, dann endgültig gelöscht, weil gegen journalistische Sorgfaltspflicht verstoßen worden sei. Ein Streifzug durch das, was der MDR in Sachen Impfung bisher veröffentlicht hat, zeigt, wie wenig Probleme der Sender in Wahrheit mit der Verkündung unsicherer Informationen hat, solange diese den Behörden genehm sind.

Worin die Verletzung der Sorgfaltspflicht durch seine Umschau-Redakteure lag, erklärt der Sender ungewöhnlicherweise nicht. (...)

Ausführlicher als die wortkarge offizielle Löschungsbegründung des Senders war die Kritik der MDR-Kolumne „Altpapier“ an den Kollegen, die die Sendung produziert haben. Weil diese ganz offen eingeräumt hatten, dass sie nicht wissen, ob die Laboranalyse der zitierten Professorin korrekt ist und noch unklar sei, ob die DNA-Fragmente Schaden anrichten, donnerte der Kolumnist:

„Wenn ihr nicht wisst, ob die Behauptungen, die ihr verbreitet, stichhaltig sind, und wenn ihr nicht wisst, ob sie dann, wenn sie stichhaltig wären, auch relevant wären, dann solltet ihr diese Behauptungen gar nicht erst verbreiten, vor allem nicht, wenn es um Leben und Tod geht.“

Kurz danach war der Beitrag gelöscht. (...)

Das habe ich zum Maßstab genommen, und geschaut, wie der MDR in Sachen Corona-Impfung („Leben oder Tod“) in der Vergangenheit mit unsicheren wissenschaftlichen Erkenntnissen umgegangen ist, deren Korrektheit und Relevanz seine Redakteure nicht beurteilen konnten, und wie der Sender mit Beiträgen umging, bei denen Missachtungen der Sorgfaltspflicht offenkundig waren oder später wurden.

Um es vorwegzunehmen: wenn auf brüchigster Datenbasis oder auf Basis von Einzelaussagen gesundheitliche Gefahren von Impfungen verharmlost oder ganz weggewischt wurden, die sich später als real und schwerwiegend herausstellten, war das für den MDR nie ein Anlass für Löschung und selten für Korrektur. Nur wenn über Gefahren durch die Impfung berichtet wird, von denen die Behörden noch nicht offiziell eingeräumt haben, dass sie vorhanden und schwerwiegend sind, wird wegen Unsicherheit und nicht auszuschließender Fehler vorsorglich zensiert und gelöscht.

Hier ein paar Beispiele, die ich mit Leserunterstützung zusammengetragen habe:

Superimmunität
Im Oktober 2021 verkündete der MDR  aufgrund der Ergebnisse einer Mäusestudie, dass sich die Immunitätswirkung von Vektorimpfstoffen deutlich steigern lasse, wenn man die Wirkstoffkonzentration drastisch reduziert. Ein alternativer Weg zur „Superimmunität“ sei die Kombination aus zuerst Astra-Zeneca und dann Pfizer-Impfstoff. Ersteres hat sich als falsch herausgestellt, das zweite hat sich nicht bewährt. Es gab entgegen der journalistischen Sorgfaltspflicht in dem Beitrag nichts, das die Unsicherheit dieser beiden spekulativen Studienergebnisse herausgestellt und dem Entstehen von Superimmunitätseuphorie durch Impfung entgegengewirkt hätte. Der Beitrag ist unverändert und unkommentiert online.

mRNA in Muttermilch
„Geprüft von der MDR WISSEN-Redaktion am 30.09.2021“ erfuhren wir, dass die Behauptung falsch sei, dass die gentechnischen Impfwirkstoffe (mRNA) über die Muttermilch an das Baby weitergegeben werden können. Denn: Gemäß einer Studie aus Kalifornien sei in der Milch von geimpften Müttern im Labor keine mRNA gefunden worden.

Das ist direkt vergleichbar mit dem gelöschten Bericht über Laborergebnisse zu DNA-Verunreinigungen in Impfstoffen. Die Redakteure konnten unmöglich überprüfen, wie in dem Labor gearbeitet wurde. Trotzdem verkündeten sie das Ergebnis wie eine unumstößliche Tatsache. Kein MDR-Oberer griff ein.

Doch die Darstellung des MDR stellte sich als falsch heraus. Unter dem immer noch verfügbaren Artikel wurde ein Jahr später ein Update eingefügt, wonach eben doch mRNA in der Muttermilch nachgewiesen wurde. Am besten, die Redakteure wären bei ihrem Bericht so vorsichtig gewesen wie die Umschau-Redakteure mit ihrem DNA-in-Impfstoffen-Bericht und hätten die Unsicherheit erwähnt. Aber wenn das mal versäumt wird, ist ein solcher transparenter Umgang mit dem Fehler das richtige Vorgehen – meinte bis dahin auch der MDR.

(...) (...) (...)

Myokarditis
Am 13.04.2022 schrieb der MDR  im Brustton der Überzeugung: „Stimmt: Myokarditis nach Corona-Impfung seltener als bei anderen Impfungen“. Die viel zu schwache Basis für diese steile Behauptung in der Überschrift war, dass Autoren einer Überblicksstudie spekuliert hatten, das sei „wahrscheinlich“ so. Dieselben Forscher hatten auch spekuliert, dass Myokardits „offenbar nicht direkt durch den mRNA-Impfstoff verursacht“ werde. Das hat sich ein halbes Jahr später als falsch herausgestellt, wie der MDR dann selbst schrieb, natürlich wieder ohne den vorherigen Irrtum zu erwähnen, zu korrigieren oder gar aus dem Netz zu nehmen,.

Fazit
Die Liste ließe sich fast beliebig verlängern. Der MDR hat zu so gut wie jedem Thema rund um die Covid-Impfungen in oft unverantwortlicher Weise verharmlost und Aussagen von einzelnen Experten oder Studien als Tatsachen dargestellt, ohne angemessene Offenlegung der Unsicherheit. Oft musste der MDR später das Gegenteil des vorher Behaupteten schreiben, wobei er Fehler kaum einräumte oder korrigierte. Ich fand keinen einzigen Fall, in dem ein Beitrag mit zum offiziellen Narrativ passenden, spekulativen oder falschen Aussagen gelöscht worden wäre.

Aber wenn ausnahmsweise mal Redakteure einen behördenkritischen Beitrag rund um die Impfungen verfassen, dann wird gelöscht, weil angeblich nicht hinreichend sicher sei, dass die zitierten Experten auch Recht hätten, oder wegen angeblicher – nicht näher erläuterter – Verletzung der Sorgfaltspflicht, oder wegen inhaltlicher Kritik von unbekannter Seite.

Es ist offenkundig, dass es sich dabei um Akte der Zensur auf politischen Druck hin handelt.

Verlinkung der Quellen im Originaltext

Siehe dazu auch den neuen Artikel in den NDS: 
MDR-Sendung zur Corona-Impfung: Chronologie einer Löschung

MDR-Sendung zur Corona-Impfung: Chronologie einer Löschu 


Tom J. Wellbrock: Über Masha Gessen, Ghettos, Äpfel und Birnen

Es geht in dem Artikel um den Streit um Mascha Gessen, die den Hannah-Arend-Preis erhalten hat, aber in der öffentlichen Debatte angegriffen wurde, weil sie angeblich unerlaubte Vergleiche gezogen habe. Also der inzwischen leider übliche Streit um die Breite des noch erlaubten Meinungskorridors. Wellbrocks Überlegungen sind geeignet frischen Wind in den stickigen Debattenraum zu blasen. Die Lektüre des ganzen Artikels ist unbedingt zu empfehlen.

(...)
Folgende Aussage – getätigt in einem Essay im New Yorker – war Stein des Anstoßes:

»Gaza ist nicht wie ein jüdisches Getto in Venedig oder wie ein innerhalb einer Stadt gelegenes Getto in Amerika, sondern wie ein jüdisches Getto in einem von Nazi-Deutschland besetzten osteuropäischen Land.«

Danach begann, was inzwischen nicht mehr überraschen kann. Die Bremer Niederlassung der Deutsch-Israelischen Gesellschaft forderte, den Preis nicht an Masha Gessen zu überreichen, die Heinrich-Böll-Stiftung zog sich zurück und der Veranstaltungsort, das Bremer Rathaus, stand auch nicht mehr zur Verfügung. Von der als großartiges Ereignis geplanten Verleihung blieb ein Essen im kleinen Kreis übrig.

Doch Gessen blieb standhaft und wusste nicht, warum sie das Geschriebene zurücknehmen oder sich dafür entschuldigen sollte. 

Die NZZ ordnete das so ein:
"Wer so tue, als ob der Holocaust mit nichts vergleichbar sei und sich folglich auch nicht wiederholen könne, könne die Katastrophe nicht verhindern, sagt Gessen: 'Wir haben eine moralische Verpflichtung zu Vergleichen.' Wer nicht vergleiche, verorte den Holocaust außerhalb der Geschichte. Das sei historisch, moralisch und politisch bedenklich, weil es den Satz 'Nie wieder' von 'einem politischen Projekt zu einem Zauberspruch' mache."

Die Zeitung kommentierte dies wie folgt:
"Das ist so wirr gedacht wie formuliert. Weit entfernt von den konzisen Texten, in denen Masha Gessen die Funktionsweise autoritärer Regime analysiert."

Der Spiegel dagegen stellt fest:
"Bei aller verständlichen Empathie für die Gaza-Zivilbevölkerung, bei aller legitimen Kritik an Israels Regierung und Armee: Parallelen zwischen Gaza heute und Ghettos vor 80 Jahren vermag Masha Gessen nicht plausibel zu schildern und schwenkt rasch zum Vorwurf, in den Debatten hierzulande gebe es 'eine Form von Überwachung' der kulturellen Sphäre. 'In Deutschland herrscht eine Kultur des Silencing, des Mundtotmachens, eine Verengung der politischen Diskussion.' Israelkritische Stimmen würden zum Schweigen gebracht.
Dafür allerdings sind sie, Gessen inklusive, verblüffend lautstark."

Ordnen wir diese Argumente ein wenig ein.

Ein Vergleich, ein Vergleich!
Möglicherweise ist das Problem der Deutschen ein fruchtiges. Denn wenn der deutsche Mainstream nicht mehr weiterweiß, weist er vehement auf ein Vergleichsverbot von Äpfeln und Birnen hin. So etwas tue man nicht, heißt es dann.

Schwer zu sagen, ob dieser Unsinn aus Dummheit oder Taktik entsteht, denn Masha Gessen hat deutlich gemacht, worum es geht: Ein Vergleich dient dazu, Gemeinsamkeiten, Ähnlichkeiten und Unterschiede zweier Ereignisse oder Dinge herauszuarbeiten. Wir wissen beispielsweise, dass Äpfel und Birnen Früchte sind – eindeutig eine Gemeinsamkeit. Wir wissen aber auch, dass sie andere Geschmacksrichtungen aufweisen, was auf einen Unterschied von Äpfeln und Birnen hinweist. In der Form weisen Äpfel und Birnen Ähnlichkeiten auf, doch verwechseln kann man sie nicht, da die Birne zum Ovalen und der Apfel zum Runden neigt.

Erklären Sie das mal einem Kind! Wie soll es verstehen, wo die Gemeinsamkeiten und Unterschiede liegen, wenn Sie sich als pädagogisch korrekter Erwachsener einem Vergleich von Äpfeln und Birnen verweigern? Hoffentlich – und im Sinne der Ihnen anvertrauten Kinder – verhalten Sie sich nicht so dumm!

Und der Ghetto-Vergleich? Ich höre schon die entrüsteten Stimmen, die poltern: "Das ist doch etwas ganz anderes!" Ach, tatsächlich? Wieso? Wer in die Falle tappt, sagt nun: "Das kann man doch nicht miteinander vergleichen!"
Ok, also die Sache mit den Äpfeln und Birnen kann man nicht mit den Ghettos in Palästina und denen der deutschen Nazis vergleichen? Warum nicht? Das Prinzip ist doch in beiden Fällen dasselbe: Man schaut sich die Sachlage an und stellt Vergleiche auf, bis man zu einem Ergebnis kommt. Man kann das faktisch nicht tun, ohne Vergleiche zu bemühen.

Gessen betont auch, dass die Singularität des Holocausts einhergeht mit dem notwendigen Blick auf Entwicklungen, die womöglich in eine ähnliche Richtung weisen. Dafür sollte sie keine Kritik, sondern Dankbarkeit ernten. Denn wer sich des Vergleichens verweigert, unterstellt, dass es ein bestimmtes Ereignis nie wieder geben kann, der Vergleich also unzulässig ist. "Nie wieder Faschismus!" (heute gern abgekürzt mit "Nie wieder", was durchaus komfortabel ist, wenn man sich selbst nicht dem Vergleich mit dem Faschismus aussetzen will) bedeutet nicht, dass es schon gut gehen wird, weil wir tönen, es dürfe nie wieder passieren.

Vielmehr muss an diesem "Nie wieder Faschismus!" ständig gearbeitet und immer wieder überprüft werden, ob das Versprechen gehalten werden kann. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass "Nie wieder Faschismus!" nur erfolgreich sein kann, wenn regelmäßig Vergleiche von vergangenen und gegenwärtigen Entwicklungen angestellt werden. Geschieht dies nicht, besteht die akute Gefahr des Totschweigens von Gefahren, die man lieber nicht sehen und deshalb aus dem Blickfeld entfernen will. Beste Voraussetzungen für einen neuen Faschismus, der nicht exakt so aussieht wie der überwundene, der aber nicht weniger gefährlich ist.

(...)

Abschließend kommt noch ein Vergleich um die Ecke. Er befasst sich mit der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland und dem politischen System von heute. Die Tatsache, dass damals Millionen Menschen getötet, gefoltert, vergewaltigt und ausgehungert wurden, lässt sich nicht mit dem politischen System gleichsetzen, das wir heute haben. Doch ein Vergleich ist ja eben genau das nicht, ein Gleichsetzen.

Führen wir also den Vergleich fort, ohne bei der Zeit der schrecklichsten Verbrechen der Nazis anzusetzen. Beginnen wir an einem anderen Punkt, an dem Punkt, als dieser ganze Wahnsinn begann. Zu dieser Zeit waren noch keine Menschen ermordet worden, Hitler hatte noch keinen Krieg gegen die Sowjetunion und andere Länder geführt.

Was aber schon einsetzte, war die Verfolgung der "falschen Meinung". Kritische Stimmen wurden beobachtet und Pläne, sie zum Schweigen zu bringen, erarbeitet. Bekannterweise steigerte sich all das bis auf ein Maß, das wir heute kennen und von dem wir mutig fordern, dass es "nie wieder" geschehen möge. Doch es begann mit den Nadelstichen, mit den Sanktionen und öffentlichen Anklagen derer, die nicht konform mit dem Nationalsozialismus waren.

Wir erleben das wieder, in einer anderen Form und mit neuen Nuancen, doch das Prinzip funktioniert wie damals, der Vergleich ist also relevant, will man verhindern, dass sich eine ähnliche Dynamik aufbaut wie damals. Da der Vergleich nicht den Anspruch haben sollte gleichzusetzen, sondern Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu analysieren, kann auch von einer Gleichsetzung nicht die Rede sein.

Doch wer behauptet, der Holocaust und der Nationalsozialismus seien so einmalig, dass eine Wiederholung ausgeschlossen ist, begeht einen schweren Fehler, und man muss vermuten, dass dieser Fehler ganz bewusst gemacht wird. Denn wenn man den Umgang mit Andersdenkenden damals, zu Beginn des Nationalsozialismus, und heute, in der aktuellen politischen Situation, vergleicht, kann man nur zu dem Schluss kommen, dass es Ähnlichkeiten gibt, die unübersehbar sind. Will man diese Ähnlichkeiten leugnen, um sie zu vertuschen, ist das Verbot von Vergleichen ein treffliches Mittel, um eine Entwicklung fortzusetzen, von der wir dachten, es gäbe sie "nie wieder".

 


 

 

 





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