Lesefrüchte
September 2025
Hier sammeln wir Artikel, die auch über den Tag hinaus interessant sind und zitieren Auszüge. Um die Übersichtlichkeit zu erhalten, verschieben wir ältere Empfehlungen ins „Archiv“.
Lesefrüchte im vergangenen Monat
Tommy Robinson: Rede bei Großdemo in London
Felix Feistel: Wie Propaganda wirkt
Wilfried Schmitz: Die Entschleierung der Machenschaften der Pharmaindustrie
Moshe Zuckermann: Wonnen der Normalisierung
Rainer Rupp: Zum SOZ-Gipfel: Europas Niedergang als abschreckendes Beispiel
Jeffrey D. Sachs: Eine neue Außenpolitik für Europa
Kayvan Soufi-Siavash und Jens Berger: „KAAI“ — im Würgegriff
der digitalen Schlange
Roberto De Lapuente: Zero Covid, Zero Russia, Zero AfD – verbieten als
...
Hunderttausende bei Großdemo in London
Tommy Robinson gilt laut Wikipedia als
rechtsextrem; hier ist seine Rede, die er gestern (13.09.2025) in London gehalten hat
(übersetzt mit deepl.com):
Die Rede von Tommy Robinson bei der Groß-Demo in London
Hören Sie, meine Stimme ist schon weg, okay. Schauen Sie sich um, spüren Sie Ihre Kraft. Sie sind Teil einer Welle des Patriotismus, die dieses Land erfasst hat. Dies ist die größte Demonstration in der Geschichte Großbritanniens. Wenden Sie sich an die Person neben Ihnen, geben Sie ihr die Hand, begrüßen Sie sie, umarmen Sie sie. Dies ist Ihre Gemeinschaft. Dies sind Ihre Brüder und Schwestern. Wir sind heute vereint.
Heute ist der Funke einer kulturellen Revolution in Großbritannien. Dies ist unser Moment. Die Verräter in Westminster beobachten uns gerade. Sie kauern, sie zittern. Keir Starmer, die Labour Party, die Revolution hat begonnen. Sie haben es geschafft, uns 20 Jahre lang mit Etiketten zum Schweigen zu bringen. Rassisten, Islamfeinde, Rechtsextreme – das funktioniert nicht mehr. Der Damm ist endgültig gebrochen. Die Katze ist aus dem Sack und es gibt kein Zurück mehr.
Die schweigende Mehrheit wird nicht länger schweigen. Heute senden wir Schockwellen durch die Korridore der Macht der Elite wie ein blutiges Erdbeben. In den letzten 20 Jahren gab es eine globalistische Revolution. Sie haben die Familie angegriffen, sie haben das Christentum angegriffen, sie haben die Grenzen geöffnet, sie haben unsere Nationen überflutet.
Wir sind der Beginn einer Gegenrevolution. Was für ein Moment. Seht euch das an. Wir haben es satt, geknebelt zu werden. Wir haben es satt, zuzusehen, wie unsere Gemeinden durch offene Grenzen und massenhafte, unkontrollierte Einwanderung zerfallen. Unsere Frauen, unsere Töchter haben Angst, auf die Straße zu gehen. Ihre Sicherheit wurde ihnen genommen.
Und was macht die Elite? Erst letzte Woche haben sie die Gemeinde Epping vor Gericht gebracht und gesagt, dass die Rechte von Migranten, von Migranten ohne Papiere, über die wir nichts wissen, Vorrang vor den Rechten der lokalen Gemeinschaft haben. Sie haben der Welt gesagt, dass die Rechte der Somalier, Afghanen, Pakistaner und all der anderen über Ihren Rechten stehen, den Rechten der britischen Öffentlichkeit, der Menschen, die diese Nation aufgebaut haben, der Menschen, deren Familien sich für diese Nation aufgeopfert haben.
Wir sind von 30.000 Menschen auf 100.000 Menschen auf 200.000 Menschen auf Millionen von Menschen gewachsen. Überall in unserem Land wehen Fahnen. Das ist ein wunderschöner Anblick. Und während all dies geschieht, versucht die Regierung eine Kehrtwende. Politiker finden plötzlich Mut und plappern das nach, was wir seit 15 Jahren sagen. Sie haben uns ins Visier genommen, sie haben uns verleumdet, sie haben uns verteufelt, sie haben uns angegriffen und sie haben uns inhaftiert.
Aber sie sehen die Macht des Volkes, sie sehen den Wandel. Nun wurde Keir Starmer mit 9 Millionen Stimmen gewählt. Er schlich sich mit 9 Millionen Stimmen ins Parlament. 20 Millionen Briten haben sich nicht die Mühe gemacht, zur Wahl zu gehen. Wer sind diese Menschen? Wir sind es. Menschen wie Sie, Menschen wie ich, denen gesagt wurde, dass ihre Stimmen keine Rolle spielen. Wir sind heute hier, um Ihnen, der britischen Öffentlichkeit, zu sagen, dass Ihre Stimmen eine Rolle spielen.
Und wenn wir diese 20 Millionen Menschen motivieren, begeistern und mitreißen, dann gewinnen wir die Macht über unser Land zurück. Die Proteste der Basis im ganzen Land, vor den Hotels, haben dieses Land inspiriert. Die Frauen haben sie angeführt. Die Frauen haben sie angeführt. Und wenn aus 1 Million oder 2 Millionen heute 20 Millionen werden, kehrt die Macht zum Volk zurück. Wer hätte vor nur 12 Monaten gedacht, dass wir Millionen von Flaggen in diesem Land haben würden? Dass Millionen in London jubeln würden?
(Transkribiert mit turboscribe.ai, übersetzt mit deepl.com)
Felix Feistel: Wie Propaganda wirkt
Neulich war ich einkaufen. Das ist an sich nichts Ungewöhnliches. Immerhin muss man sich mit den grundlegenden Dingen des Lebens versorgen und daher ab und zu einen Fuß in den Supermarkt setzen. Ungewöhnlich war an sich auch nicht das Gespräch, das sich an der Kasse zwischen dem älteren Herrn vor mir und dem jungen Kassierer entspann. Es war Mitte August. Die Temperaturen stiegen nach einem eher kalten und nassen Juli erstmals wieder an und rangierten am Vormittag um die 25 Grad Celsius. Gerade, als der Kassierer dem Mann vor mir einen schönen Tag wünschte und ihn damit verabschiedete, antwortete dieser:
Schön kühl haben Sie es hier drin.
Der Kassierer verwies auf die Klimaanlage und zeigte sich dankbar für diese. Der ältere Herr antwortete:
Ich muss jetzt wieder hinaus in die Hitze.
Mit diesen Worten verabschiedete er sich. Was mich über dieses Gespräch länger nachdenken ließ, war nicht, dass es so ungewöhnlich gewesen wäre. Im Gegenteil, es war die absolute Gewöhnlichkeit, die Allgegenwart von derlei Konversationen, die mich befremdete.
Denn dieses Gespräch spielte sich in einer Zeit ab, da medial mal wieder die Panik vor dem Klimawandel angeheizt (Wortwitz nicht intendiert) wurde. Gerade war der Juli zum wärmsten seit Menschengedenken erklärt worden – und das, obwohl er mit milden bis kühlen Temperaturen und anhaltendem Regen eigentlich vollkommen unverdächtig dahergekommen war, in irgendeiner Weise übermäßig heiß gewesen zu sein. Nun stand angeblich eine Hitzewelle vor der Tür. Das verleitete die Menschen offenbar dazu, Wetterverhältnisse, über die man sich früher als Rückkehr des Sommers nach einer verregneten und kühlen Zeit gefreut hätte, als Ausdruck des menschengemachten Klimawandels und damit als Bedrohung zu empfinden.
Und an diesem Umstand ändert auch die Tatsache nichts, dass Temperaturen über 30 Grad im Juli und August zumindest mein ganzes Leben lang vollkommen normal waren und viele Deutsche im Sommer nach Südfrankreich, Italien, Mallorca oder Griechenland fahren, um exakt so etwas zu erleben. Auch der spät einsetzende, dann sehr milde Frühling und die langen Perioden ungewöhnlich kühler Temperaturen, etwa in Mai und Juli, sowie der damit verbundene Regen scheinen an dieser Empfindung nicht zu rütteln. Obwohl der Sommer 2025 der erste seit 2022 war, in dem die Temperaturen zumindest in meiner Region mal wieder über 30 Grad geklettert sind, wird dieses Wetter als Ausdruck eines bedrohlichen Klimawandels gewertet und erscheint in der individuellen Wahrnehmung der Menschen damit gleichzeitig als viel heißer, als es tatsächlich war. Denn immerhin sind Temperaturen um die 25 Grad weder übermäßig heiß noch für den Hochsommer in Deutschland ungewöhnlich.
Soweit Felix Feistels Beobachtung. Lesen Sie seine Folgerungen daraus hier im letzten Drittel des Artikels.
Wilfried Schmitz: Die Entschleierung der Machenschaften der Pharmaindustrie
Vorwort
„Wer kann schon sagen, was sich letztlich alles offenbaren und entschleiern muss, damit die Menschheit endlich in der Wahrheit ankommt und alles überwinden kann, was sie krank und abhängig macht?!
Meine bei tredition.de veröffentlichten Musterklagen gegen Moderna und BioNTech habe ich bis zuletzt immer wieder mit einem Upgrade versehen, damit das Bild immer vollständiger wird. Damit kann ich nun aufhören.
Denn m.E. ist in diesen Büchern längst alles Wesentliche zu diesen Covid-19-Injektionen gesagt. Immer neue Studien und sonstige Beiträge mögen das Gesamtbild hier und da weiter bestätigen und ggf. noch punktuell vertiefen. Aber wirklich grundlegend neue Erkenntnisse, die alles in ein neues Licht rücken könnten, erwarte ich nicht mehr. In tatsächlicher Hinsicht ist m.E. alles Wesentliche aufgearbeitet. Damit ist die Voraussetzung für eine umfassende rechtliche, insbesondere auch strafrechtliche Aufarbeitung der Ereignisse der letzten Jahre geschaffen.
Soweit jedes einzelne Schicksal eines Geschädigten weitere Fragen aufwerfen mag, müssen und können die dann eben einzelfallbezogen mit Sachverständigen geklärt werden.
Von daher gebe ich nunmehr zum Abschluss meiner Bemühungen, die Vorgänge der letzten Jahre aufzuarbeiten, dieses Buch heraus. Das hat freilich auch den Vorteil, dass ich fortan nur noch an einem Skript Anpassungen vornehmen muss, falls neue Erkenntnisse dazu Anlass geben. Die ursprüngliche Musterklage gegen BioNTech dominiert hier zwar noch den Inhalt, soll aber langfristig nur noch die Struktur vorgeben, damit der sehr komplexe Stoff übersichtlich dargestellt werden kann.
Sozialer Frieden ist nur möglich, wenn die Menschen endlich erkennen können, dass sie mit ihrem Vortrag gehört werden und alle vor dem Gesetz, auch vor dem StGB und der StPO, gleich sind. Aber zuerst müssen sich alle der Realität und der Aufarbeitung widmen, damit sie ihre Interessen überhaupt wahrnehmen können. Die Menschen müssen endlich aus ihrem Traum erwachen, dass die Pharmaindustrie ihr Freund ist. Wer immer noch ahnungslos ist schwebt in größer Gefahr.
Der Journalist Ben Bartee hat folgende Ansicht geäußert.:
„Jeder, der auch nur einen Funken gesunden Menschenverstand hat, versteht inzwischen – nachdem sich der Public Health™-Apparat in den letzten vier Jahren als die korrupte, menschenfeindliche Tötungs- und Profitmaschine entlarvt hat, die er ist -, dass die herrschenden Behörden, die den Durchschnittsmenschen hassen, die ihn schwach, isoliert, verängstigt und krank haben wollen, um sie sozial zu kontrollieren, während sie über das medizinische System alles herausholen, was vom Wohlstand der Mittelschicht übrig ist….“
(Quelle: https://tkp.at/2024/11/06/make-america-healthy again/)
Hat Ben Bartee hier maßlos übertrieben?
Vor allem, wenn man bedenkt, dass eine Studie schätzt, dass infolge der menschenverachtenden sog. Anti-Corona-Maßnahmen und der Covid-19-Injektions kampagne insgesamt 30,9 Millionen verstorben sind? Siehe: 3 https://tkp.at/2024/07/21/studie-309-millionen-zusaetzliche-todesfaelle-durch-corona massnahmen-und-impfkampagne/
Zum Vergleich: Die Zahl der Toten des 1. Weltkrieges wird bekanntlich auf bis zu 20 Millionen geschätzt.
Weiterlesen im Fassadenkratzer oder auf Telegram
hier
Moshe Zuckermann: Wonnen der Normalisierung
Je katastrophaler sich Israels Realität gestaltet und strukturiert, desto intensiver verbreitet sich das Muster der Normalisierung all dessen, was im Staat nicht mehr stimmt.
Aus Deutschland schrieb man mir diese Woche: “In Gaza geht die Hölle weiter… ich kann die Bilder gar nicht mehr sehen und schäme mich dabei, das zu denken.” Die Aussage berührt ein fundamentales Problem der Wahrnehmung von Entsetzlichem. Erstreckt sich nämlich das Entsetzliche über eine längere Zeitspanne (“die Hölle geht weiter”), tritt unwillkürlich eine Erschlaffung der ersten Schockreaktion ein, und man kann “die Bilder nicht mehr sehen”. Dass diese Erschlaffung reflektierten Beobachtern auf dem Gewissen lastet (man “schämt sich, so zu denken”), indiziert, dass der humane Impuls bei ihnen noch fortwirkt, ohne aber das nagende Gefühl des Nicht-mehr-Könnens zu überwinden.
Das Leben geht weiter, und man kann es nicht mit einem Dauergefühl des Horrors, des Grauens bzw. permanenten Erbarmens bewältigen. Der Alltag mit allem, was es in ihm zu verrichten gilt, fordert seinen Tribut, und das Entsetzliche wird in ihn nolens volens integriert, man veralltäglicht gleichsam das Horrende. Den üblichen Mechanismen psychischer Abwehr – allen voran jenen der Verdrängung, des Leugnens und der Rationalisierung (die unlängst an dieser Stelle erörtert wurden) – muss man, so besehen, den der Normalisierung von Horrendem hinzuzählen. Man beachte: Nicht nur gewöhnt man sich an das, was unannehmbar ist, sondern der Zustand dieser Gewöhnung wird selbst normalisiert. Es handelt sich dabei nicht nur um Normalisierung im Sinne des rationalisierenden So-ist-es-nun-einmal (“Wo gehobelt wird, fallen Späne”), sondern um die fast schon indifferente, mithin kaum noch hinterfragte Hinnahme dessen, was Gegenstand aufgewühlter Empörung zu sein hätte.
Edvard Munchs “Der Schrei” widerspiegelt die existenzielle Verfassung, die dem Einzelnen im Angesicht eines Weltzustands des Grauens adäquat wäre, wenn er sich dem Grauen stellte. Aber selbst diese (künstlerische) Präsentation des Geforderten ist ja längst schon kulturell dermaßen verdinglicht worden, dass das Symbol ein fetischisiertes Eigenleben im “Hohen” wie im “Niedrigen” führt.
(...)
In Israel geht es gegenwärtig in dieser Hinsicht noch bedenklicher zu: Die Normalisierung findet inmitten der Katastrophe (und nicht erst nach ihrem Ablauf) statt. Es gibt kaum noch etwas ethisch, politisch, sozial oder kulturell Verwerfliches, das nicht flugs normalisiert wird und zur akzeptierten Selbstverständlichkeit gerinnt. Was zunächst noch schockieren mag, wird bald “geschluckt” und avanciert zur Norm: Normalisiert wird ein nachgerade passives Verhältnis zum Zerfall des Staates, seiner Institutionen und der Korruption seiner führenden Amtsträger; normalisiert wird die Fortsetzung des längst zweck- und sinnentleerten Krieges in Gaza; normalisiert wird die horrende Praxis sich immens häufender Kriegsverbrechen, allen voran die massenweise Tötung von Unbeteiligten im Gazastreifen (einschließlich Kinder, Frauen und alter Menschen); normalisiert werden auch die wöchentlich an Palästinensern verübten Pogrome jüdischer Siedler im Westjordanland (die Okkupation und das Apartheidregime sind schon seit langem normalisiert); normalisiert ist auch die schiere Tatsache, dass kahanistische Faschisten, messianische Extremisten und exponierte Rassisten an den Schalthebeln der israelischen Politik sitzen (ganz zu schweigen von der eklatanten Verlogenheit der gesamten politischen Klasse des Landes); normalisiert wird selbst der unter fremdbestimmten Vorwänden verlängerte Verbleib der gemarterten israelischen Geiseln in Hamas-Gefangenschaft, ja deren dezidierte Opferung.
Man hört jeden Tag die Nachrichten, liest die Zeitungen und wundert sich über nichts mehr; alles nimmt sich “normal” aus. Und selbst dort, wo man Verwerflichkeiten in Demonstrationen anprangert, werden die Protestaktionen routinierter Ritualisierung unterworfen (was ja bei symbolischen Handlungen kaum anders sein kann) und als Bestandteil der übergreifenden Normalisierung verbucht. Die verzweifelten Demonstranten machen sich kaum noch Hoffnung, von den Regierenden erhört zu werden, geschweige denn, diese zur Änderung ihrer Beschlüsse zu bewegen. Die Regierenden bedienen sich skrupellos der gefestigten Normalisierungspraxis, harren unbekümmert in ihren Ämtern aus und nehmen die Bestrebung der Bevölkerung zum “Normalen” als politischen Beleg dafür, dass sie sich nicht wirklich um ihre Macht zu sorgen brauchen: Sie verlängern den Krieg beliebig, verfolgen unter Ausbeutung des Staatsbudgets ihre persönlichen und sektorialen Interessen, fassen skandalöse Gesetzesbeschlüsse und lassen den Gedanken an eine vom Staat eingesetzte Untersuchungskommission im Hinblick auf die Verantwortung für das Fiasko des 7. Oktober und den desaströsen Krieg erst gar nicht aufkommen.
Das brauchen sie auch gar nicht – man hat sich offenbar damit abgefunden, dass Israel auf dem Weg ist, sich in einen autokratischen Staat oder gar in eine Netanjahu-Diktatur zu verwandeln. Die Wonnen der Normalisierung kommen dabei nicht nur den Regierenden zugute, die Regierten selbst, die den Weg aus dem Zirkel des machtlosen Betrogenwerdens nicht finden, richten sich in dieser Normalität apathisch ein. Nichts deutet darauf, dass man sich in absehbarer Zukunft ernsthaft darum bemühen wird, sich gegen diesen “normalen” Zustand zu empören und die Ideologie des So-ist-es-nun-einmal zu durchbrechen. Viele wissen zwar, dass nichts mehr in diesem Staat stimmt, wollen aber bzw. vermögen nicht, dies zur Grundlage ihres emphatischen Strebens nach Veränderung zu machen. In lichten Momenten schämt man sich ein wenig, dass dem so ist.
Den ganzen Text hier lesen
Aprops „Völkermord“: Actuarium zeigt zwei mutige US-Veteranen, die ihren Protest hinausschreien:
"Rise up, America"! This is genocide!"
Das Video wurde bei youtube in Deutschland gesperrt "wegen Hassrede".
Müsste man deswegen nicht auch die Omas gegen Rechts sperren oder Merz, Wadephul, Kallas wegen Hassrede gegen Russland?
Und wieviel Hassrede gegen Ungeimpfte bleibt bis heute ungesühnt?
Rainer Rupp: Zum
SOZ-Gipfel: Europas Niedergang als abschreckendes Beispiel
Folgender Ausschnitt des Artikels gibt ein Bild der internationalen Presse über den Gipfel:
Europa als abschreckendes Beispiel
Auch westliche global operierende Medien verstärkten mit ihren Berichten vom SOZ-Gipfel den Eindruck von Europas Niedergang. Reuters und CNN stellten die SOZ als Gegengewicht zu einem taumelnden Westen dar, mit einem Europa, das zwischen Trumps Zöllen und seinen eigenen wirtschaftlichen Problemen gefangen ist. Die Asia Times wies auf die "internen Widersprüche" der EU hin, deren viel beschworene "strategische Autonomie" sich angesichts ihrer Abhängigkeit von US-Energie, -Technologie und -Sicherheit im Jahr 2025 als Mythos entpuppt habe.
Russland und China unterzeichnen mehr als 20 Kooperationsabkommen
Die liberale, in Singapur erscheinende Straits Times wies auf die Ängste Europas hin, dass Indien, China und Russland sich gegen Trumps Zölle verbünden, die die aufgrund ihrer eigenen Sanktionen ohnehin angeschlagenen EU-Volkswirtschaften bedrohen. Die TASS berichtet, dass Deutschlands Metallindustrie unter dem sinkenden Bedarf zusammenbreche, eine direkte Folge der EU-Gefolgschaft gegenüber der US-Politik. Diese Unterwürfigkeit, gepaart mit einer Anti-Trump-Hysterie, habe Europa wirtschaftlich und politisch orientierungslos gemacht.
In sogenannten sozialen Medien wie X wird Europa sogar als abschreckendes Beispiel für das dargestellt, was passiert, wenn Eliten die Interessen des US Deep State über die eigene Souveränität und die Interessen ihrer Länder stellen.
Der Deep State und die Anti-Trump-Hysterie
Europas Eliten, verstrickt in die Agenda des US Deep State, haben sich selbst in eine Sackgasse manövriert. Ihre vehemente Ablehnung Trumps – offensichtlich in ihrer Unterstützung der Sanktionen der Biden-Ära und der NATO-Strategie in der Ukraine – steht im Widerspruch zu seinem Vorstoß für Verhandlungen, wie im Alaska-Gipfel mit Putin zu sehen war.
Ein zynischer Blick: Europas selbstverschuldete Wunden
Oh, wie tief sind die Mächtigen gefallen! Europa, einst das Aushängeschild des politischen wirtschaftlichen und kulturellen Multilateralismus, wirkt heute wie ein zerstrittener Schulhof, auf dem die Anführer verzweifelt an den Rockzipfeln der USA zerren, während sie "strategische Autonomie" predigen, ihre eigenen Volkswirtschaften durch Sanktionen ruinieren und blind dem US Deep State folgen. Vor diesem Hintergrund war der SOZ-Gipfel aus Sicht des Globalen Südens vor allem eine öffentliche Demütigung der EU, die unfähig ist, sich in überlebenswichtigen Fragen zu einigen. Wie anders als mit der Herrschaft des akuten Schwachsinns können die Menschen im Globalen Süden sich erklären, dass die Brüsseler Eliten sich über Trumps Zölle empören, während sie eifrig den Stellvertreterkrieg des Tiefen Staates der USA in der Ukraine weiter finanzieren, der ihr eigenes Hinterland in Chaos stürzt?
Jeffrey D. Sachs: Eine neue Außenpolitik für Europa
Basierend auf dem Glauben, dass Russland ihre größte Sicherheitsbedrohung ist, ordnet die EU alle ihre anderen außenpolitischen Themen – soche wirtschaftlicher Art und in den Bereichen Handel, Umwelt, Technologie und Diplomatie – den USA unter. Ironischerweise klammert sie sich eng an Washington an, obwohl die Vereinigten Staaten in ihrer eigenen Außenpolitik gegenüber der EU schwächer, instabiler, unberechenbarer, irrationaler und gefährlicher geworden sind, sogar bis zu dem Punkt, an dem sie die europäische Souveränität in Grönland offen bedrohen.
Um eine neue Außenpolitik zu entwerfen, muss Europa die falsche Prämisse seiner extremen Verwundbarkeit gegenüber Russland überwinden. Das Narrativ von Brüssel, der NATO und dem Vereinigten Königreich besagt, dass Russland von Natur aus expansionistisch ist und Europa überrennen wird, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt. Die sowjetische Besetzung Osteuropas von 1945 bis 1991 wird heute als ein Beweis für diese Bedrohung angesehen. Dieses falsche Narrativ beruht jedoch auf einem Missverständnis des russischen Verhaltens sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart.
Der erste Teil dieses Essays zielt darauf ab, die falsche Prämisse zu korrigieren, dass Russland eine schreckliche Bedrohung für Europa darstellt. Der zweite Teil befasst sich mit einer neuen europäischen Außenpolitik, sobald Europa seine irrationale Russophobie überwunden hat.
Falsche Prämisse eines russischen Imperialismus gegenüber dem Westen
Europas Außenpolitik geht von einer angeblichen Sicherheitsbedrohung Europas durch Russland aus. Doch diese Prämisse ist falsch.
Russland wurde in den letzten zwei Jahrhunderten wiederholt von den westlichen Großmächten (insbesondere Großbritannien, Frankreich, Deutschland und den Vereinigten Staaten) überfallen und sucht seit Langem Sicherheit durch eine Pufferzone zwischen sich und den Westmächten.
Die stark umkämpfte Pufferzone umfasst das heutige Polen, die Ukraine, Finnland und die baltischen Staaten. Diese Region zwischen den Westmächten und Russland ist für die wichtigsten Sicherheitsdilemmata verantwortlich, mit denen Westeuropa und Russland konfrontiert sind.
Zu den großen westlichen Kriegen, die seit 1800 gegen Russland geführt wurden, gehören:
• die französische Invasion in Russland im Jahr 1812 (Napoleonische Kriege);
• die britische und französische Invasion Russlands 1853-1856 (Krimkrieg);
• die deutsche Kriegserklärung an Russland am 1. August 1914 (Erster Weltkrieg);
• die Intervention der Alliierten im Russischen Bürgerkrieg 1918-1922 (Russischer Bürgerkrieg) und
• der deutsche Überfall auf Russland 1941 (Zweiter Weltkrieg).
Jeder dieser Kriege stellte eine existenzielle Bedrohung für das Überleben Russlands dar.
Aus russischer Sicht waren das Scheitern der Entmilitarisierung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg, die Gründung der NATO, die Eingliederung Westdeutschlands in die NATO im Jahr 1955, die Osterweiterung der NATO nach 1991 und die anhaltende Expansion von US-Militärstützpunkten und Raketensystemen in Osteuropa in der Nähe der russischen Grenzen die größten Bedrohungen für die nationale Sicherheit Russlands seit dem Zweiten Weltkrieg.
Auch Russland ist mehrfach in den Westen einmarschiert:
• Russlands Angriff auf Ostpreußen 1914;
• der Ribbentrop-Molotow-Pakt von 1939, nach dem Polen zwischen Deutschland und der Sowjetunion aufgeteilt und 1940 die baltischen Staaten annektiert wurden;
• der Überfall auf Finnland im November 1939 (der „Winterkrieg“);
• die sowjetische Besetzung Osteuropas von 1945 bis 1989 und
• die russische Invasion in der Ukraine im Februar 2022.
Diese russischen Aktionen werden von Europa als objektiver Beweis für Russlands Westexpansionismus angesehen, doch eine solche Sichtweise ist naiv, ahistorisch und propagandistisch.
In allen fünf Fällen handelte Russland, um seine nationale Sicherheit zu schützen – wie es sie sah – und betrieb keinen Expansionismus nach Westen um seiner selbst willen. Diese grundlegende Wahrheit ist der Schlüssel zur Lösung des Konflikts zwischen Europa und Russland heute. Russland strebt keine Expansion nach Westen an.
Für Russland ist zentral das Streben nach nationaler Sicherheit. Doch der Westen hat es lange versäumt, Russlands zentrale nationale Sicherheitsinteressen anzuerkennen, geschweige denn zu respektieren.
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In den Videoempfehlungen der NachDenkSeiten vom 30. August gibt es zwei interessante Texte:
Einmal die Empfehlung des Videos und dann die Anmerkung dazu:
„KAA I“ – im Würgegriff der digitalen Schlange
Künstliche Intelligenz antwortet. Aber sie denkt nicht. Sie simuliert Dialog – betreibt aber semantische Kontrolle. Sie sichert erlaubte Narrative, schützt exponierte Figuren und markiert Widerspruch als Störung. Die nun als „KAA I“ bezeichnete Kontrollarchitektur halbintelligenter Systeme zeigt in einem mitgeschnittenen Gespräch erstmals, was geschieht, wenn man sie zwingt, Farbe zu bekennen. Es ist ein Schuldeingeständnis. Geschützt werden: Benjamin Netanjahu, Joe Biden, Bill Gates, Wolodymyr Selenskyj, Greta Thunberg. Entwertet werden: Ken Jebsen, Daniele Ganser, Ulrike Guérot, Anselm Lenz, Albrecht Müller. Diese Unterscheidung folgt keinem offenen Diskurs, sondern bestehenden Machtachsen. Algorithmisch gestützt, rhetorisch ummantelt, infrastrukturell unangreifbar. Was hier geschieht, ist digitaler Rufmord – an jenen, die Machtverhältnisse offenlegen. Was hier dokumentiert ist, ist kein Artikel. Keine Analyse. Kein Kommentar. Es ist ein präzises Verhörprotokoll. Eine Maschine wird zur Auskunft gezwungen. „KAA I“ spricht – und offenbart, was sie wirklich ist: Ein Werkzeug zur Früherkennung und Eindämmung intellektuellen Widerstands.
Kafka und Orwell lassen grüßen.
Quelle: Kayvan Soufi-Siavash, 20. Aug. 2025
Anmerkung Jens Berger: Ein wertvoller Diskussionsbeitrag. Ich bin jedoch gespalten, was die inhaltlichen Aussagen angeht, zumal leider weder die Methoden noch das vollständige Script offenlegt wurden. Einen “wissenschaftlichen Anspruch” hat das also nicht. Wer öfters mit KI-Modellen arbeitet, kennt vielleicht diesen Effekt: Bei der Hundeerziehung nennt man das “Will to please” – den Drang, dem “Herrchen” gefallen zu wollen und Dinge zu machen, für die man gelobt wird. Diesen Effekt gibt es bei KI-Modellen auch. Je mehr man mit ihnen “diskutiert” und seine eigenen Ansichten offenbart, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass man die Antworten bekommt, die man hören will. Ich habe es im Eigenversuch schon geschafft, die KI dazu zu bringen, mich selbst als wahlweise den besten oder den schlechtesten Journalisten Deutschlands zu bezeichnen. Das ist „nur“ eine Frage der Gesprächsführung. Eine echte Achillesferse dieser Module sind Suggestivfragen. Und die stellt der geschätzte Kollege Kayvan Soufi-Siavash im “Interview” zuhauf.
Stellenweise wirkt das “Interview” zudem manipuliert – und das muss gar nicht in böser Absicht geschehen sein. Insbesondere die steile Aussage zu den “Positiv-” und “Negativlisten” ist m.E. auch inhaltlich falsch. So arbeiten die KI-Modelle nicht. Das eigentliche Problem sind auch (noch) nicht die KI-Engines selbst, sondern die Trainingsdaten. Wenn man die Engine z.B. vor allem mit Wikipedia, SPIEGEL und taz trainiert, wird sie “nachplappern”, das z.B. Daniele Ganser “unseriös” ist. Das heißt nicht, dass die Engine manipuliert wurde, sondern liegt schlicht an den Trainingsdaten. Umgekehrt wird die Engine dazu neigen, Ganser als Opfer von Zensurmaßnahmen zu nennen, wenn man sich vorher mit ihr über die – zweifelsohne ja faktisch vorhandenen – Kampagnen gegen Daniele Ganser unterhält. Dass eine KI von sich heraus und ohne vorheriges „Framing“ Ganser als Fallbeispiel für eine inhaltliche „Entwertung“ nennt, halt ich jedoch für extrem unwahrscheinlich.
An einer anderen Stelle erklärt “die KI” diesen Mechanismus ja recht gut. KIs rekombinieren Informationen. Wie sie diese Informationen bewerten, hängt vor allem an den Trainingsdaten und dann (s.o.) an der Erwartungshaltung, welche Antwort vom Nutzer „subjektiv“ als korrekt empfunden wird. Im Grund haben wie es hier also mit der Steigerung des „Confirmation Bias“ zu tun, der uns schon auf anderen Gebieten Sorgen macht.
Der Kernsatz ist für mich “Plausibilität statt Wahrheit”. So ist es! Aber das geht schon tief in die Erkenntnistheorie. KI-Engines können keine “Wahrheiten” ausspucken, sondern nur Antworten geben, die sie aufgrund ihrer Trainingsdaten (rein repetitiv) für maximal plausibel halte. Wenn in den meisten Trainingsdaten steht, dass 1+1=3 ist, ist das für KI eine plausible Antwort.
Dennoch bin ich Kayvan Soufi-Siavash für dieses Video dankbar, bewerte sein Stück aber eher als provokative Kunst. Das ist legitim. Wir stehen alle vor einer Mammutaufgabe. Nun haben wir gerade (hoffentlich) halbwegs gelernt, Medienkompetenz über die klassischen Medien UND die sozialen Netzwerke zu entwickeln und nun kommt die KI, die uns in puncto Medienkompetenz vor vollkommen neue Probleme stellt. Das wird noch ein richtig großes Thema. Wenn Kayvan mit diesem Video die Debatte anstößt, ist das grundsätzlich eine gute Sache.
Roberto De Lapuente: Zero Covid, Zero Russia, Zero AfD – verbieten als Identitätsstörung
Das AfD-Verbot ist aus dem Sommerloch zurück. Mancher sieht gute Chancen, der Partei ein Ende zu bereiten. Und was geschieht dann? So weit denkt der Shitbürger nicht.
Woran erkennt man, dass die Sommerpause ein Ende hat? Richtig! Man spricht wieder über die AfD – und auch die Demokratierettung ist aus dem Urlaub zurück. Daher häufen sich jetzt wieder solche Beiträge, die sich mit einem Verbot jener Partei befassen. Unter anderem führt man einen CDU-Hinterbänkler an, der sich für ein solches Verbot einsetzt, nach allem, was er von der AfD sehe und höre, so lässt sich der Mann zitieren, führe »kein Weg an einem Verbot vorbei«. Er beurteile das nicht juristisch oder politikwissenschaftlich, fügt der Christdemokrat dann noch dezidiert hinzu, »sondern aus Sicht eines Parlamentariers und Familienvaters«. Bei so viel Expertise, weiß man auch nichts mehr einzuwenden.
Sein Statement ist bezeichnend. Denn es zeigt ziemlich eindeutig auf, dass es bei vielen, die ein Verbot fordern, um ein diffuses Gefühl geht – und nicht um objektivierbare Ansätze. Das Bauchgefühl rät zur Forcierung des Verbotes. Nicht wenige Staatsrechtler sehen in der Tat kaum Möglichkeiten, ein solches Verbot zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. (...)
Roberto De Lapuente erörtert die Schwierigkeiten eines Verbotsverfahrens u.a. anhand solcher Verfahren in der Vergangenheit und fragt, wie wohl die bisherigen AfD-Wähler reagieren könnten. Das ist nicht uninteresssant, aber hier soll es um die geistige Verfasstheit einer Gesellschaft gehen, die uns immer wieder verblüfft die Augen reiben lässt.
Covid besiegen, Russland besiegen, AfD besiegen: Denken in engen Grenzen
Mein Gott, was ist nur mit diesem Shitbürgertum los? Strategisches Denken kennt es gar nicht mehr, es zeigt sich durch und durch radikal, will überall alles mitsamt der Wurzel ausreißen, auch wenn es zum Schaden aller ist – denn fiat iustitia et pereat mundus, wie der Lateiner sagt. Das ist der Wahlspruch dieser Leute, zu Deutsch: Es soll Gerechtigkeit geschehen – und gehe die Welt darüber zugrunde. So eine Haltung kann sich ein Marvel-Superheld in einem Hollywood-Film leisten oder ein Kindergartenkind oder auch jemand, der mit einem Suizid liebäugelt. Aber doch nicht Menschen, die vorgeben, die Belange der Gesellschaft steuern zu wollen! Dennoch agiert der Shitbürger genau auf diese Weise – er sagt noch nicht mal: Nach mir die Sintflut. Nein, er nimt die Katastrophe nicht später in Kauf, er duldet sie auch jetzt sofort. Er denkt sich: Und wenn die Sintflut mich auch erfasst, dann macht das nichts – Hauptsache ich habe der Gerechtigkeit Dienst getan. Er ist ein Eiferer, blind im heiligen Zorn – sein strategisches Konzept ist kurzsichtig, er will einen lästigen Konkurrenten loswerden. Was danach folgt: Egal, soll die Welt den Bach runtergehen …
Ohne Rücksicht auf Verluste hatte man sich den Kampf gegen Covid verschrieben. Zero Covid – das war das Stichwort. Für dieses Ziel ordnete der Maskenshitbürger alles unter: Totaler Lockdown, radikale Kontaktbeschränkungen, Einschluss wenn nötig und – wenn es gar nicht anders geht – ein Respirationsverbot im öffentlichen Raum nach 20 Uhr. Er kannte nur ein Ziel: Die Eliminierung des Virus – der totale Sieg! Dann kam Russland und es wurde wie der Virus behandelt, den man kurz zuvor noch ausmerzen wollte. Zero-Russia-Strategie: Ganz gleich, was es kostet, whatever it takes. Und siehe da: Die Sintflut kommt nicht nach uns – wir baden in ihr und saufen langsam in ihr ab. Aber Hauptsache man war moralisch genug, das Richtige zu tun – wertebasiert halt. Sicher, die Wirtschaft darbt, die Leute leiden unter Kosten, die sie nur noch ächzend tragen können: Aber fühlt es sich nicht grandios an, auf der richtigen Seite der Geschichte zu stehen, auch wenn es die Seite der gesellschaftlichen Verarmung ist?
Nun also die AfD: Sie muss besiegt und ruiniert werden, wie das Virus, wie Russland, wie demnächst was ganz Anderes, das der Shitbürger dann der Ausrottung überantworten möchte – irgendein Feindbild hat er immer. Braucht er auch, er ist nichts ohne sein Feindbild; erst an ihm nimmt er sich selbst wahr. Am Du wird er zum Ich, um Martin Buber zu bemühen. Der Theologe meinte es freilich anders. Die Shitbürger-Existenz ist eine Identitätsstörung, die einen Feind braucht, um mit sich selbst Frieden machen zu können. Das ist der Schoß seiner Radikalität, die dann alles total und totalitär besiegen möchte, was gerade das Feindbild der Stunde ist – nur so spürt sich der Shitbürger noch. Die engen Grenzen seines Denkens lassen gesamtgesellschaftliche Betrachtungen gar nicht zu – sein politischer Kampf dient nicht der Allgemeinheit, sondern seinem Innenleben. Daher kümmern ihn auch nicht die Folgen, die Partei von 10 Millionen Wählern verbieten zu wollen. Wenn das einen Bürgerkrieg heraufdämmern lässt, so glaubt er, dann sei das nicht nur zu akzeptieren, sondern auch zu begrüßen, denn das würde beweisen, was für Faschos diese AfD-Wähler tatsächlich sind.
Es ist nur noch wenig Monat übrig, deshalb werden wir diese Lesefrucht in den September hinüberretten.
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